Jan Arnošt Smoler
Die Lausitzer Serben erhielten das Christentum zuerst von den Slawen - 3
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Wir haben auch noch andere Wörter, welche für unsere
wiederholte Behauptung sprechen, wie z.B. pop (Pope oder Pfaffe; J.N.),
mša (die Messe), wołtaŕ (der
Altar) und dergleichen. Des Ausdruckes pop
bedient man sich im Wendischen ebenso, wie man ihn bereits zur Zeit Kyrills
und Methods im Bulgarenland gebrauchte; das Wort mša hat in der wendischen Sprache dieselbe Formation, wie wir sie
in der böhmischen und polnischen finden, und würde gewiss massa heißen, wenn es die Wenden zuerst von den Deutschen erhalten
hätten. Und das Wort wołtaŕ ist im
Wendischen so gebildet, wie es das altslawische Lautsystem verlangt, und man
hat hierbei noch nicht einmal das harte t
vergessen.
Ich weiß nicht, ob ich hier auch noch nebenbei zweier
Bräuche gedenken darf, welche bei den Wenden vielleicht auch an den ehemaligen
Zusammenhang mit der altslawischen Kirche erinnern. Ich meine ihre Fastnachts-Verzeihung und ihre Fasten-Plinse. Bei den Wenden war es
nämlich sonst die Sitte und ist es wahrscheinlich auch noch jetzt, dass zur
Fastnacht eine Gemeindeversammlung abgehalten wurde, in welcher die
Gemeindebeamten die Jahresrechnung ablegten und die Versammlung den neuen Gemeinde-Etat
festsetzte. Sobald dieses geschehen war, forderte der Starost (Richter,
Gemeindevorstand) die versammelten Hauswirte auf, aufzutreten und einer dem
anderen zu sagen, was sie ihm vorzuwerfen hätten, sich aber danach miteinander
zu versöhnen, einander zu vergeben und von Neuem als gute Freunde nach Hause zu
gehen. Ein solches Vorwürfe machen und Verzeihen pflegte auch dann zu geschehen
und zwar auch in protestantischen Gegenden, wo doch bekanntlich nicht mehr
gefastet wird und man sich daher hierzu auch nicht moralisch vorzubereiten
braucht.
In ganz Russland ist es aber zur Fastnacht (russ. proščalnyj djeń, Verzeihungstag) die
Sitte, dass ein jeder seinen Nächsten um Verzeihung bittet, wenn er ihn etwa
beleidigt haben sollte, und die Russen haben bekanntlich das Christentum von
den bulgarischen Slawen erhalten. Und das wendische Gebäck, Plinse genannt, wird in Russland in der
Fastenzeit ebenso gebacken wie in der Lausitz, und ganz in derselben Form, von
dem selben Mehl und auf dem selben Plinseisen.
Und der Umstand, dass die wendischen Namen der Apostel und
anderer Heiliger ganz die selben sind wie bei anderen Slawen, und sich in den
Lauten und der Form absonderlich von den deutschen Namen unterscheiden, kann
auf nichts anderes hinweisen, als dass sie die Wenden eher besaßen, als ihnen
die Deutschen das Wort Gottes brachten. Besehen wir z.B. die Namen Jan, Jurij, Jakub, Handrij, Hawštyn, Pawoł, welche
deutsch Johann, Georg, Jakob, Andreas,
Augustin, Paul heißen. Ihre Form ist die selbe, wie wir sie bei den Slawen
sehen, welche das Christentum nur aus
slawischem Munde hörten und daher sprechen auch diese Namen, welche die Wenden
nur in ihrer slawischen Form angenommen haben, dafür, dass sie das Christentum
zuerst von den Slawen erhielten. Am sonderbarsten, aber auch für unsere
Behauptung mit am aussagekräftigsten, ist der Name Klimant, wie Clemens wendisch
genannt wird, weil er so vokalisiert ist, wie es die erste slawische Kirche –
nämlich die bulgarische – tat. Die Bulgaren empfingen das Christentum von den
Griechen und in den von den Griechen mitgebrachten Worten und Namen nahmen sie
auch den Itakismus an, also die Art und Weise, den griechischen Vokal μ als i auszusprechen. Daher musste Κλημεντ
(lat. Clemens) bei ihnen Kliment (=
Klimant) heißen.
Wir müssen hier jedoch etwas einschalten. Die bulgarische Kirche wurde
besonders durch die zwei Brüder Kyrill und Method gegründet. Sie wurden
bekanntlich in der griechisch-slawischen, in Makedonien befindlichen Stadt
Thessaloniki (Solun) von vornehmen Eltern geboren. Kyrill, der ältere Bruder,
welcher eigentlich Konstantin hieß, wurde seiner Gelehrsamkeit und Klugheit
wegen der Philosoph genannt. Er ließ sich in Konstantinopel zum Priester weihen
und begab sich daraufhin mit seinem Bruder Method, welcher bisher ein
angesehener kaiserlicher Würdenträger gewesen war, in die Einsamkeit des
Gebirges, um sich da recht ernsthaft zu prüfen und vorzubereiten, und trat dann
als Verteidiger des Christentums gegen die Mohammedaner auf.¹
¹ "Verteidiger" ist hier nicht
im kriegerischen Sinne zu verstehen. Vielmehr befand sich Kyrill wohl
auf politischer Mission am Hof des Kalifen, wo er das Christentum
theologisch gegenüber dem Islam "verteidigte".
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