Jan Arnošt Smoler
Die Lausitzer Serben erhielten das Christentum zuerst von den Slawen - 5
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Als Method Rom verließ, übergab ihm Hadrian einen Brief an
Rastislaw, worin er ein treuer, rechtgläubiger Lehrer aller Slawen genannt und
der slawische Gottesdienst ausdrücklich gestattet wurde. Im Jahre 874
bestätigte ihn Papst Johannes VIII. als mährischen Erzbischof. Als solcher taufte
er damals den böhmischen Herzog Bořivoj und verbreitete das Christentum unter
den angrenzenden Slawen. Diese nahmen es gern und schnell an, weil es ihnen
mithilfe der slawischen Sprache nahegebracht wurde. Das missfiel aber den
Erzbischöfen von Passau und Salzburg.
Diese wollten von der slawischen Sprache
beim Gottesdienst nichts wissen, weil sie dazu beitrug, dass ihre Macht über
die umliegenden slawischen Völker sehr abnahm. Sie verklagten daher Method beim
Papst und er musste von neuem nach Rom gehen. Er rechtfertigte sich dort so
gut, dass ihm Papst Johann VIII. ein Schreiben an Swatopluk mitgab, in welchem
er den slawischen Gottesdienst guthieß. Er sagte dazu: “Von wahrem Glauben und
rechter Lehre ist nichts, was verhindert, die Messe in der slawischen Sprache
zu singen oder das heilige Evangelium und die Lektionen des alten und neuen
Testaments in guter Übersetzung zu lesen und die übrigen Tagzeiten zu singen,
weil der, welcher die drei Hauptsprachen Hebräisch, Griechisch und Latein
gemacht hat, selbst auch alle anderen zu Seiner Ehre und Seinem Lob geschaffen
hat.” Doch verordnete der Papst zugleich, dass zum Zeichen der Kircheneinheit
das Evangelium zuerst lateinisch und dann slawisch verlesen werde.
Method kehrte mit diesem päpstlichen Schreiben im Jahr 880
in sein Erzbistum zurück. Doch dort verfolgte ihn die Feindschaft der deutschen
Priesterschaft, welche auch bei Swatopluk Beifall fand, ohne Unterlass und zwar
hauptsächlich in der Absicht, den slawischen Gottesdienst zu verbannen. Solange
jedoch Method lebte, erhielt sich auch der slawische Gottesdienst unversehrt.
Method starb am 6. April 885 und wurde in der Hauptkirche von Welehrad
beigesetzt.
Nach seinem Tod wurde auf Antrag der deutschen Geistlichkeit
in den slawischen Ländern, welche kirchlich dem römischen Papst unterstanden,
der slawische Gottesdienst und die slawische Liturgie verbannt, ja so gründlich
ausgerottet, dass es ein reiner Zufall ist, wenn von den Übersetzungen Kyrills
und Methods in allen westslawischen Ländern hier und da irgendein Werk vor dem
Verbrennen gerettet wurde. Es ist in Mähren, Böhmen, in den katholischen
Südslawenländern, in Polen und der Lausitz fast nichts aus den Zeiten Kyrills
und Methods übrig geblieben, außer ihre kirchliche und liturgische
Terminologie, welche sich in dem einen Land vollständiger erhielt als anderswo.
Wenn aber in Mähren, im Mittelpunkt der Wirksamkeit der
slawischen Apostel, fast alle ihre schriftlichen Denkmäler verloren gingen, in
wieviel größerem Maß hat das in der vom Mittelpunkt so entfernt liegenden
Lausitz geschehen müssen!
Und bedenken wir, dass das lausitzische Slawentum im 13.
Jahrhundert vollständig unter deutsche kirchliche und politische Herrschaft
kam, so ist es wirklich ein Wunder, dass den Wenden noch ihre altslawische
kirchliche Terminologie verblieb.
Demnach sind aus der Zeit, als der slawische Gottesdienst in der Lausitz
blühte, für uns keine anderen Zeugen seines Bestehens übrig geblieben, als
einige kirchliche Ausdrücke, wie sie von Kyrill und Method in die
westslawischen Länder mitgebracht worden waren. Doch scheint es, als wenn sich
aus den damaligen Zeiten wenigstens eine einzige Übersetzung bis in die
Gegenwart erhalten habe, und zwar das wendische Vaterunser. Dieses ist nämlich
so richtig übertragen, dass es nicht anders sein kann, als dass es diejenigen,
welche es es zuerst drucken ließen, gerade so druckten, wie es noch aus alter
Zeit im Mund des Volkes lebte.¹ Für sein hohes Alter zeugt auch in der 5. Bitte
das Wort winik (der Schuldige; J.N.), welches sonst in der
neueren wendischen Sprache nicht mehr in Gebrauch ist.
Ende
¹ Nur in einigen westlausitzischen Pfarrgemeinden hat sich
eine zum Teil neuere Übersetzung des Vaterunsers
eingebürgert, welche aber auch deswegen, weil sie neu ist, Fehler
hat. Wir wollen hier nur auf die 1. Bitte hinweisen. Diese heißt
nach alter Weise: Swjećene budź twoje mjeno, d.h. geheiligt werde dein Name, nach neuerer Übersetzung aber: Swjatosćene budź twoje mjeno und das heißt, als wenn man im Deutschen sagte Geheiligkeitet werde dein Name.
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